Der Spieler by Dostojewski Fjodor

Der Spieler by Dostojewski Fjodor

Autor:Dostojewski, Fjodor
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2023-10-19T00:00:00+00:00


Elftes Kapitel

Der Stuhl wurde zur Tür nach dem andern Ende des Saales hingerollt. Die Tante strahlte. Die Unsrigen umdrängten sie sogleich alle mit Glückwünschen. Mochte auch das Benehmen der Tante sehr exzentrisch sein, ihr Triumph deckte vieles zu, und der General fürchtete jetzt nicht mehr, sich in der Öffentlichkeit durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu einer so sonderbaren Dame zu kompromittieren. Mit einem leutseligen, vertraulichheiteren Lächeln, wie wenn er mit einem Kind Scherz triebe, beglückwünschte er seine Tante. Übrigens war er augenscheinlich im höchsten Grade überrascht, wie auch alle andern Zuschauer. Ringsherum sprach man von der Tante und wies auf sie hin. Viele gingen absichtlich an ihr vorbei, um sie aus der Nähe anzusehen. Mister Astley redete in einiger Entfernung mit zwei seiner englischen Bekannten über sie. Einige stolze Damen betrachteten sie mit hochmütiger Verwunderung, wie wenn sie eine Art Wundertier wäre … De Grieux leistete Unglaubliches in Komplimenten und stetem Lächeln.

»Quelle victoire!« sagte er.

»Mais, madame, c’etait du feu!« fügte Mademoiselle Blanche mit einem scherzhaften Lächeln hinzu.

»Na ja, ich bin einfach hierhergekommen und habe zwölftausend Gulden gewonnen! Was sage ich, zwölftausend; da ist ja noch das Gold! Mit dem Gold kommen beinah dreizehntausend heraus. Wieviel ist das nach unserem Geld? Es werden etwa sechstausend Rubel sein, nicht wahr?«

Ich bemerkte, daß es sogar siebentausend Rubel übersteige und nach dem jetzigen Kurs vielleicht an achttausend herankommen möge.

»Ein schöner Spaß, achttausend Rubel! Und ihr sitzt hier still, ihr Schlafmützen, und tut nichts! Potapytsch, Marfa, habt ihr es gesehen?«

»Mütterchen, wie haben Sie das nur angefangen? Achttausend Rubel!« rief Marfa und krümmte sich dabei ganz zusammen.

»Da! Hier hat jeder von euch fünf Goldstücke! Da, nehmt!« Potapytsch und Marfa griffen nach den Händen der Tante, um sie stürmisch zu küssen.

»Auch die Dienstmänner sollen jeder einen Friedrichsdor haben. Gib jedem von ihnen ein Goldstück, Alexej Iwanowitsch! Warum verbeugt sich dieser Saaldiener, und der andre auch? Sie gratulieren? Gib ihnen auch jedem einen Friedrichsdor!«

»Madame la princesse… un pauvre expatrié… malheur continuel… les princes russes sont si généreux…« Mit diesen Worten scharwenzelte um den Rollstuhl herum ein schnurrbärtiges Subjekt in abgetragenem Oberrock und bunter Weste, die Mütze in der Hand, das Gesicht zu einem kriecherischen Lächeln verziehend.

»Gib ihm auch einen Friedrichsdor!… Nein, gib ihm zwei! Nun aber soll’s genug sein; sonst nimmt das mit diesen Menschen kein Ende. Hebt an und tragt mich weiter! Praskowja«, wandte sie sich an Polina Alexandrowna, »ich werde dir morgen Stoff zu einem Kleid kaufen, und der hier auch, dieser Mademoisdelle, wie heißt sie doch? Mademoiselle Blanche, gut, der werde ich auch Stoff zu einem Kleid kaufen. Übersetze es ihr, Praskowja!«

»Merci, madame«, erwiderte Mademoiselle Blanche mit einem graziösen Knicks und tauschte dann spöttisch lächelnd mit de Grieux und dem General einen Blick aus. Der General wurde einigermaßen verlegen und war sehr froh, als wir endlich die Allee erreicht hatten.

»Da fällt mir Fedosja ein, wie die sich jetzt wundern wird«, sagte die Tante, die gerade an die ihr wohlbekannte Kinderfrau im Haushalt des Generals dachte. »Der muß ich auch Zeug zu einem Kleid schenken. Höre, Alexej



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